søndag den 25. januar 2015

Mit David Bowie im Bayerischen Viertel



Som nævnt ovenfor boede David Bowie og Edgar Froese sammen en periode i Berlin.


I sin bog Ruhige Strasse in guter Wohnlage skriver Pascale Hugues - fransk journalistkorrespondent i en årrække i Berlin - om sin gade Schwäbische Strasse og dens berømte beboere.


Her er et uddrag, som Tagesspiegel offentliggjorde i forbindelse med Edgar Froes død.



Eines Sonntagabends erzählte ich Edgar Froese, nachdem ich den ganzen Nachmittag durch meine Straße geschlendert war, von meiner Entdeckung: das Spiegel-Labyrinth im Entree der Nummer 7. Wenn man sich genau in die Achse zwischen den zwei Spiegeln zu beiden Seiten der Wand stellt, multipliziert sich sein eigenes Bild so ins Unendliche, dass einem schwindelig wird. «Passt perfekt zu Ihrer Musik!», schrieb ich. Die Antwort kam am selben Abend. Ich spürte, dass Edgar Froese beim Aushecken seinen Spaß hatte. Mich traf beinahe der Schlag:
«Jener Spiegel ist nicht interessant, weil er da hängt, sondern weil David Bowie, Brian Eno, Iggy Pop, George Moorse, Friedrich Gulda und viele andere Zeitgenossen dort hin eingeschaut haben, um festzustellen, dass der Zeitzahn wieder faltentief an ihnen gearbeitet hat. Dann stiegen diese Exemplare einer zeitlosen Epoche in die zweite Etage und bekamen von uns eine warme Mahlzeit. Gastfreundschaft unter Gleichgesinnten.»
David Bowie in der Nummer 7! Es verschlug mir den Atem. Meine Straße verwandelte sich vor meinen Augen in einen Treffpunkt von Weltstars und Punkrockern. Nach meinem bisherigen Wissensstand hatte in meiner Straße keine Berühmtheit ihr Domizil aufgeschlagen. Der Psychoanalytiker Wilhelm Reich mit seiner Orgasmusforschung und der Operettenkomponist Walter Kollo mit seinen Evergreens waren ihre einzigen namhaften Trophäen. Während der eine – an dem einen Ende der Straße – die Gipfel der Sinnenlust erkundete, komponierte der zweite – an ihrem anderen Ende – die Hymne unseres Viertels: Es war in Schöneberg im Monat Mai. Dabei ist das Bayerische Viertel ein wahrer Tummelplatz von Koryphäen. Ich war stets etwas neidisch auf meine Nachbarstraßen. Ich bin außerdem sicher, dass sie auf meine Straße herabsehen. Sich über sie lustig machen: Bei mir hat Gottfried Benn gelebt! Bei mir Gisèle Freund! Billy Wilder! Erich Fromm! Alfred Kerr! Albert Einstein! Und all die anderen … Einzig meine Straße war unfähig, ihre Fassaden mit Ehrentafeln zum Gedächtnis großer Persönlichkeiten zu schmücken. Die Physiker und Nobelpreisträger, die Dichter, Filmregisseure und Schauspieler schienen sich un ter ein an der abgesprochen zu haben, einen großen Bogen um meine Straße zu schlagen. Und da hat David Bowie in der Nummer 7 gewohnt! David Bowie war mein Nachbar!
Er kommt im Sommer 1976 nach Berlin, um die Stadt 1978 wieder zu verlassen. Er bleibt nicht sehr lange. Er will aus dem Rampenlicht. Weg vom Koks. Berlin ist seine letzte Chance. Zweifellos findet er in meiner Straße diese Sanatoriumsatmosphäre, nach der er sich offenbar so sehr sehnte. Diese «verstörende, brüchige Berliner Energie», von der Bowie später sprechen wird, hat sie allerdings nicht zu bieten. Er kommt oft hierher. Und zwei Wochen wohnt er sogar in der Nummer 7 bei Edgar Froese und dessen erster Frau.
Eines Morgens im Jahr 1976 erhalten die Froeses einen Anruf von Bowies Assistentin, die sie fragt, ob sie David Bowie helfen könnten, in Berlin eine Wohnung zu finden: «Die Stadt habe eine magische Anziehungskraft auf ihn gehabt, und er würde gern einige Zeit in Berlin leben. Als Bowie mit Entourage in Berlin eintraf, war seine neue Wohnung erst zur Hälfte renoviert, also boten wir ihm ein Zimmer in unserer Wohnung an, das er auch temporär nutzte. Obwohl wir alles versuchten, keine Informationen nach außen dringen zu lassen, standen schon nach drei Tagen die üblichen Figuren mit ihren Teleobjektiven hinter geparkten Autos. Einige besonders Dreiste zahlten Bewohnern in der Straße Honorare, damit sie durch die Gardine unseren Hauseingang tagsüber beobachten konnten. Es blieb also keine andere Wahl, als mit Strickmütze und Schal nach Einbruch der Dunkelheit das Haus zu verlassen, um wenigstens Restaurants besuchen zu können oder andere Meetings wahrzunehmen. Nach weiteren zwei Wochen war seine Wohnung in der Hauptstraße 155 fertig renoviert, und alle zogen dort ein (unter anderem auch Iggy Pop). Immerhin dauerte Bowies Aufenthalt in Berlin fast zweieinhalb Jahre – eine erlebnisreiche Zeit mit vielen interessanten und inspirierenden Gesprächen auf beiden Seiten. Ich widme David ein ganzes Kapitel in meiner kommenden Autobiographie.»

Und damit war der Hahn der Vertraulichkeiten wieder zugedreht.
Meine Straße hat David Bowie, wenn ich das so sagen darf, das Leben gerettet. Vielleicht sollten wir daran denken, über der Eingangstür der Nummer 7 eine Gedenktafel anzubringen? Die Erinnerung an diese kurze Symbiose, die eine bescheidene Berliner Straße und eine der größten Rocklegenden mit ein an der eingegangenen sind, in Marmor eingravieren. Dieser Fetischismus, der dar in besteht, auf der Vorderfront der Häuser den Namen seiner illustren Bewohner festzuhalten, ist noch absurder, wenn die Berühmtheiten, wie David Bowie, manchmal nur wenige Tage zwischen diesen ehrwürdigen Mauern verbracht haben.
Und doch hat er hier in der Nummer 7 wirklich geschlafen, hat er hier wirklich sein Glas Milch getrunken, seine Paprika gegessen, seine Gitanes geraucht, zwei Schritte von Christopher Isherwoods Haus seine Sehnsucht nach dem Berlin der Weimarer Republik ausgelebt, wie ein Hund unter der Todeserfahrung durch seinen Entzug gelitten und, wollen wir doch hoffen, ein paar Songs seiner Berliner Trilogie geschrieben. Seine Füße haben die Gehsteigplatten gestreift, die Treppenstufen. Seine Hand ist über das Geländer geglitten und ja, sein androgynes Gesicht reflektierte sich in den beiden zylindrischen Spiegeln im Entree bis ins Unendliche.
Warum nur fühlen wir uns durch die Nähe zu den Größen so sehr geehrt? War um sind wir, die heutigen Mieter, so geschmeichelt durch die geisterhafte Anwesenheit unserer Vorgänger? Die Nummer 7 findet sich – der abblätternden Farbe der Fassade, den übelriechenden Mülleimern im Hinterhof und den Stromkabeln, die im Treppenhaus an den Wänden hängen, zum Trotz – geadelt. Und wir, das Fußvolk der Straße, sind aufgewertet. Und so stolz! Zwischen Bowie und uns – eine Seelenverwandtschaft.
Aber ein wenig traurig ist es schon, dass es weder Tangerine Dream noch David Bowie eingefallen ist, diese Straße ihrer Jugend, die ihnen so viel gegeben hat, mit einer Hommage zu ehren. Man stelle sich eine Hymne an unsere Straße vor … Penny Lane hat eine bekommen, der Broadway und die Champs-Elysées selbstredend, ganz zu schweigen von der Rue Pigalle, der Rue des Blancs Manteaux, Unter den Linden, Telegraph Road und noch so viele andere. Über hundert Songs gibt es, die mit ihrem Titel auf eine Straße, eine Avenue, einen Boulevard oder eine Lane anspielen. Nur unsere fehlt. Ich finde unsere Musiker wirklich undankbar.

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